Vorwort

Zunehmend werden Rückzugsgebiete und naturnahe Lebensräume für Mensch und Tier rarer. Es ist uns von Highland Fishing ein Anliegen, die Schönheit der Natur und deren Artenvielfalt aufzuzeigen, zu erhalten und sogar zu vergrössern, damit wir diese auch in Zukunft geniessen können. Die frische Brise, atemraubende Stimmungsbilder und eindrückliche Erlebnisse ziehen uns beinahe täglich ans Wasser. Wir fischen vorwiegend in den Gewässern des Berner Oberlandes und setzen uns mit den Gegebenheiten unter- und über Wasser intensiv auseinander. Unsere Faszination für die einheimische Fischwelt wollen wir teilen und hoffen, ihnen einen Einblick in unsere wunderschöne Passion zu geben. Nach erfolgreicher Umsetzung von verschiedenen Projekten im Bereich Gewässerschutz, Infoveranstaltungen und Arterhaltung haben wir uns entschieden, ein weiteres, umfassendes Projekt zu realisieren. Auf den folgenden Seiten informieren wir gerne über das „Eglibaumprojekt Thunersee“ und danken für das Interesse. Die Durchführungsjahre sind von 2017-2021.

Zielfisch

Name: Egli (perca fluviatilis)
Weitere Namen: Barsch, Flussbarsch
Größe: 20 – 45 cm
Gewicht: 500 – 2000 g
Alter: max. 12 Jahre
Aussehen: orange Bauch- und Brustflossen, gestachelte Rückenflosse, schwarzes Streifenmuster
Ernährungstyp: überwiegend Fischfresser
Nahrung: Fische, Insekten, Krebse, Plankton
Verbreitung: Europa, Russland und Australien
ursprüngliche Herkunft: Europa
Schlaf-Wach-Rhythmus: tagaktiv
Lebensraum: Süsswasserseen, Flüsse
natürliche Feinde: Raubfische, fischfressende Vögel
Geschlechtsreife: mit 2 – 4 Jahren
Paarungs- & Laichzeit: März – Juni
Eiablage: bis zu 300’000 Eier
Sozialverhalten: schwarmbildend

Ausgangslage

Den Fischen geht es nicht nur wegen Verschmutzungen oder Vergiftungen schlecht – sondern – viel häufiger weil es ihnen an geeignetem Lebensraum fehlt. Der Thunersee bietet mit seiner Fläche von 48 Quadratkilometern, einer Länge von 18.5- und durchschnittlicher Breite von 2.5 Kilometern,  Wassertiefen von über 200m einen Lebensraum für unzählige Fische und Kleinstlebewesen. Er ist ein klassischer Felchen-, Saibling- und Seeforellensee. Diese Fischarten sind typische Freiwasserlaicher bzw. gehen, wie die Seeforelle, in den Zuflüssen des Thunersees wie der Aare, Kander und Lombach ihrem Laichgeschäft nach. Andere Fischarten wie Egli, Hecht, Rotauge und Rotfeder benötigen Wasserpflanzen oder Holz (Äste, Totholz) in flachen Uferzonen, um ihren Laich an diesen anzuheften. Durch die starke Nutzung der Uferzone (Verbauungen, Uferwege, Badegäste etc.) haben diese Fischarten immer weniger Rückzugsmöglichkeiten – insbesondere auch zum Laichen. Der Bernisch Kantonaler Fischereiverband BKFV bittet die lokalen Fischereivereine, sich für die Schaffung neuer Lebensräume für Fische einzusetzen. Hierzu hat der Schweizerischer Fischereiverband SFV  das Buch „Fischer schaffen Lebensraum“ herausgegeben. Es geht darum, mit einfachen und kostengünstigen Massnahmen die Gewässer aufzuwerten. Der Kanton Bern und das Fischereiinspektorat haben bereits umfassende Projekte realisiert – viele weitere werden in den nächsten Jahrzehnten folgen. Nur wo für die Fische der Lebensraum auch lebenswert ist, können alle diese Anstrengungen zur Erhaltung eines gesunden Fischbestandes auch Früchte tragen. Wir vom Fischereiverein Highland Fishing haben uns entschieden, hier im Rahmen unserer Möglichkeiten mitzumachen. Wir beabsichtigen das „Eglibaumprojekt Thunersee“ zu realisieren. Konkret werden nicht mehr benutzte Weihnachtsbäume nach der Weihnachtszeit eingesammelt, gelagert und vor der Laichzeit der Egli an geeigneten Standorten am Seegrund des Thunersees verankert. Die Weihnachtsbäume müssen somit nicht entsorgt werden und bieten mit ihren feinen Ästen optimale Bedingungen zum Ablaichen verschiedener Fischarten. Der Zielfisch ist in erster Linie das Egli. Die erwachsenen Tiere laichen an flachen Uferstellen an Wasserpflanzen, Steinen, versunkenem Astwerk im März bis Juni in Form von Laich-Schläuchen ab. Von der Strömung werden die Larven ins freie Wasser abgetrieben, wo sie sich von kleinem Zooplankton ernähren. Nach einigen Wochen kehren die Jungfische ans ufernahe Wasser zurück. Dort findet oft eine Umstellung der Ernährung auf Insektenlarven statt. In allen Lebensphasen zeigt sich, dass Egli eine besondere Vorliebe für Strukturen im Wasser haben. Sie halten sich vorwiegend in der Nähe von Wasserpflanzen und Holzansammlungen auf.

Ablauf

Die ausgedienten Weihnachtbäume werden eingesammelt und für mindestens zwei Monate am Trockenen zwischengelagert. Diese Zwischenphase ist notwendig, um das an den Weihnachttannen haftende Tannin zu entziehen. In dieser Zeit werden die Weihnachtstannen an Kalksandsteinen befestigt, um später die geeignete Verankerung am Seegrund sicherzustellen. Im Frühjahr kommen die vorbereiteten Weihnachtstannen an die vom Fischereiinspektorat definierten Standorte. Diese haben sich aus verschiedenen Gründen als sinnvoll erwiesen:

 

  • Plätze mit wenig Unterwasserstruktur und Wasserpflanzen
  • Ausser Reichweite von Berufsfischernetzen
  • Kein Konflikt mit der Kursschifffahrt

Auflagen

  • Einhaltung der vom Fischereiinspektorat vorgegebenen Standorte
  • Für die Verankerung werden Kalksandsteine verwendet
  • Die Weihnachtstannen werden in drei bis zwölf Meter Wassertiefe verankert
  • Erfolgskontrollen mittels Unterwasseraufnahmen des Eglilaiches vor allem während der Laichzeit
  • Das Projekt wird während der Zeitdauer von mindestens 5 Jahren durchgeführt
  • Die maximale Anzahl Weihnachtsbäume von 300 Stück pro Jahr darf nicht überschritten werden
  • Weihnachttannen dürfen keine Wachs- und Dekorationsüberreste aufweisen

Orientierung

Grosse Alpen- und Voralpenseen sind umgeben von einer faszinierenden Bergwelt. Flüsse ziehen langsam durch die Landschaft, wilde Bäche sprudeln in unzähligen Tälern – so wird die Landschaft des Berner Oberlands von der Bevölkerung wahrgenommen. Was unter der Wasseroberfläche passiert, entzieht sich jedoch dem Betrachter. Hier zeigt sich ein ganz anderes Bild: von den 55 vorkommenden Fischarten der einheimischen Fischfauna sind 8 Arten ausgestorben, 6  Arten sind vom Aussterben bedroht, 5 sind stark gefährdet und weitere 13 Arten werden als gefährdet beurteilt. Damit stehen insgesamt 58% der einheimischen Fischarten auf der Roten Liste. An der Präsidentenkonferenz des BKFV wurden die lokalen Fischereivereine dazu angehalten, ihre Vereinstätigkeiten auszuweiten, zu vertiefen und zwar unter dem Motto „Fischer schaffen Lebensraum“.

Absicht

Als regionaler Fischereiverein will Highland Fishing mit der Unterstützung weiterer Fischereivereine und Sporttauchern das „Eglibaumprojekt Thunersee“ organisieren, umsetzen und Erfolgskontrollen durchführen. Hier geht es darum, die Weihnachtstannli der Bevölkerung nach der Weihnachtszeit einzusammeln und diese am Seegrund des Thunersees zu verankern. Somit werden Laichplätze vor allem für Egli, jedoch auch für andere Weissfische wie Rotauge und Rotfeder, generiert.

„Eglibaumprojekt Thunersee“ Jahresbericht 2019

Das Berner Oberland ist eine Region reich an wunderschöner Natur. Eine Region mit verschiedensten Tier- und Pflanzenarten. Nicht zuletzt trifft man im Berner Oberland fast alle in der Schweiz vorkommenden Fischarten an – und das in natürlichem Umfeld. Grundlage für einen artenreichen und gesunden Fischbestand bilden vernetzte Gewässer, ausreichend Futtervorkommen sowie geeignete Rückzugs- und Laichmöglichkeiten. All dies ist keine Selbstverständlichkeit – es muss gehegt und gepflegt werden. Die Fischbestände sind verletzlich. Beim Eglibaumprojekt Thunersee geht es im Wesentlichen darum, geeignete Lebensräume für Fische zu schaffen, diese zu wahren und mittels Medienpräsenz auf die Wichtigkeit unserer Lebensgrundlage, dem Wasser, aufmerksam zu machen. Denn hier spielt die Fischfauna eine zentrale Rolle – sie ist Indikator für die Wasserqualität. Hier gehts zum Jahresbericht 2019.

 

„Eglibaumprojekt Thunersee“ Jahresbericht 2017

Start zum „Eglibaumprojekt Thunersee“! Rund 40 Fischer und 10 Taucher unterstützten mit ihrer Mithilfe das 5-jährige Projekt bei der Durchführung und machten so die Umsetzung erst möglich. Die 300 ausgedienten Weihnachtsbäume haben ihren Platz am Seegrund des Thunersees gefunden und dienen nun mehrere Jahre als Versteckmöglichkeiten sowie als Laichplätze für Fische. Nach Treffen der Beteiligten, Analysen der Erfolgskontrollen und einigen Aha-Erlebnissen, kann eine erste Zwischenbilanz zum „Eglibaumprojekt Thunersee“ gezogen werden. Hier gehts zum Jahresbericht 2017.

 

Eglibaumprojekt Thunersee“ Jahresbericht 2018

Das Kalenderjahr 2018 ist geprägt von Medienberichten über Fische. Oftmals sind es leidige Themen die behandelt werden – ja sogar Hilferufe. Der Hitzesommer hat an vielen Fliessgewässern zu Trockenheit und sehr hohen Wassertemperaturen geführt. Die Konsequenz: Landesweites Fischsterben. Es fehlte den Fischen an Versteckmöglichkeiten und Ruhezonen, um sich in diesen Stresssituationen zu erholen. Dann wird auch immer wieder über die Kampagne „Wanderfische“ berichtet. Das zeigt, dass wir mit unseren Vereinstätigkeiten und v.a. dem „Eglibaumprojekt Thunersee“ auf gutem Weg sind und unsere Energie am richtigen Ort investieren. Hier gehts zum Jahresbericht 2018.

Der Film

Partner & Sponsoren

Bei der Planung, Umsetzung und Finanzierung dürfen wir auf eine Vielzahl von Partnern zählen. Dabei handelt es sich um regionale KMU, kantonale Ämter, Gemeinden, Fischereivereine und v.a. um das unverzichtbare Engagement von Privatpersonen.

Eglibaumprojekt Wohlensee

In den letzten Jahren wurden verschiedene Eglibaumprojekte in Schweizer Seen mit grossem Erfolg durchgeführt. So auch im Wohlensee bei Bern. Als Vorbereitung auf unser „Eglibaumprojekt Thunersee“ haben Treffen zwischen Highland Fishing und der Fischereipachtvereinigung Bern stattgefunden. Das Projekt wurde über fünf Jahre mit Erfolgskontrollen durchgeführt. Die platzierten Weihnachtsbäume waren z.T. schneeweiss mit diversem Fischlaich versehen. Weiter konnten an den Ästen zahlreiche Lebewesen festgestellt werden. Die Erkenntnis ist, dass das Eglibaumprojekt ganz klar zur Förderung des Egli- und Weissfischbestandes beigetragen hat. Die Fischfangstatistik des Wohlensees bestätigt diese Aussage. Die wertvollen Hinweise haben wir in unserer Planung gezielt eingesetzt und werden wir in unserer Durchführung berücksichtigen.

Medienberichte