Kurzarbeit, Vorgaben von Bundesämter, Homeoffice, Schutzmassnahmen oder Entscheide von Dachverbänden zwingen Vereine ihre Vereinsprogramme zu hinterfragen und zu überarbeiten. Die daraus resultierenden organisatorischen und finanziellen Konsequenzen bezüglich der aktuellen, besonderen Gesundheits-Situation, zwingen auch uns Fischer zum Umdenken. Wir fragen bei Daniel Ducret nach, wie Highland Fishing das vergangene Vereinsjahr erlebt hat.

Wir freuen uns über die Zusammenfassung des Vereinsjahres 2020. Aber beginnen wir doch erstmal bei unserem Standort. Wo sind wir hier?

Im Bonstettenpark am unteren Thunerseebecken. Der Park grenzt direkt an das Gwattlischenmoos. Ein Gebiet mit grosser Bedeutung für uns Fischer. Es zählt zu den letzten Schilfgebieten am See. Und Schilf ist Grundlage für viele Tierarten als Lebens- und Fortpflanzungsraum. Speziell für Fische.

Was bewegt Dich hierhin zu kommen?

Freiflächen, Gehölz und Wasser wechseln sich ab und bieten ein grandioses Ambiente. Ich verbringe gerne Zeit in diesem Areal. Für mich ist es ein Kraftort, der mir bereits viele gute Gedanken vermittelte. Die Neugestaltungsarbeiten des Parks sind ein gutes Beispiel, wie Natur- und Freizeitaktivitäten am selben Ort verträglich vereinigt werden können. Auf die oft knappen Platzverhältnisse die wir landesweit vorfinden und die Interessen aller Nutzer gilt es Rücksicht zu nehmen. Hier im Park finden wir zum Beispiel von Fusswegen, Spielplatz, renaturierter Ufergestaltung, Campingplatz und Badestrand mit Liegewiese alles. Speziell freuen tut es mich, dass gewisse Schilfgürtel nicht entfernt wurden. Das ist mit ein Verdienst von Highland Fishing. Wir haben uns aktiv für den Erhalt eingesetzt. Es war bereits vor der Neugestaltung ein bekanntes Laichgebiet für Hechte und Weissfische. Sensationell spannend ist das Verhalten der Fische von kürzester Distanz aus beobachten zu können. Das kann ich sehr empfehlen.

Auf einer Skala von 1-10, wie zufrieden bist Du mit dem abgelaufenen Vereinsjahr?
Ich habe unglaublichen Respekt von dem was die Vereinsmitglieder von Highland Fishing machen. Und sie machen das als Freiwillige, ehrenamtlich und das ganze Jahr – neben ihrem beruflichen Alltag an Abenden und am Wochenende. Wir haben ein tolles Team, welches mit Engagement und Begeisterung sein Hobby pflegt. Wir wollen uns aber in Zukunft weiterentwickeln und nicht nachlassen bei unserem Tun. Die Vorbildrolle, die wir Fischer vertreten, ist enorm wichtig. Somit bewerte ich das abgelaufene Vereinsjahr mit der Punktzahl 7 – damit noch Luft nach oben ist.

Gibt es etwas worauf Du speziell stolz bist?

Stolz bin ich auf all unsere engagierten Vereinsmitglieder. Ohne sie wäre all das was wir als Verein bewegt haben, wie die stets reibungslose Durchführung von abwechslungsreichen SaNa-Kursen, den Jubiläumsfilm über Highland Fishing oder das Eglibaumprojekt, einfach nicht möglich. Darauf bin ich stolz. Klar, es ist nicht nur alles gut, wohlverstanden. Ich spüre jedoch, dass es diese positive Energie gibt. Und das spornt mich an weiterzumachen.

Kommen wir zu den Ausführungen. Was waren die Haupttätigkeiten im 2020 und warum?
Eines der besonderen Projekte im letzten Jahr war die Überarbeitung der ersten Version der Vereinshomepage, welche noch im Gang ist. Wir haben primär die Inhalte aktualisiert und entschlackt sowie das Layout übersichtlicher gestaltet. Das führt dazu, dass Websitebesucher sich schneller zurechtfinden. Wenn wir als Fischereiverein weiterhin den Anspruch an uns stellen, für Fischer, Partnerorganisationen und Behörden ein Vorzeigefischereiverein zu sein, dann muss der Internetauftritt ein Schwergewicht bleiben. Die Besucherzahlen im Web sowie die zahlreichen Anfragen von „extern“ untermauern diese Aussage.

Mach bitte dazu ein paar Ausführungen.

Interessierte informieren sich heute primär übers Internet und stossen so auf die Vereinshomepage oder auf Social Media Plattformen. Vorausgeschickt ist zu erwähnen, dass die Anfragen über alle erdenklichen Kanäle erfolgen: Telefonisch, elektronisch oder via Briefpost. Auch unangemeldete Domizilbesuche bei Vereinsmitgliedern hat es schon gegeben. Nun das freut mich persönlich natürlich sehr – und bestätigt vor allem den Bedarf an Anlaufstellen bei fischtechnischen Fragen, wie es auch organisierte Fischereivereine sein sollten. Gut ausgebildete Sportfischer sind extrem wertvoll für intakte Gewässer und die weitere Zukunft unseres Hobbies. Wir sind die Augen und Ohren der Dachverbände, welche unsere Interessen auf ihren Stufen im Austausch mit Behörden und Politik vertreten.

Was sind das für Anfragen?

Die Anfragen beziehen sich grösstenteils auf Bereiche wie gesetzliche Grundlagen, Methodik, Gewässer und Ausbildung. Am meisten, wie könnte es anders sein, erhalten wir Anfragen zum schnellen Fangerfolg: „Was für Köder braucht es?“ oder „Wo sind gute Spots zum Fischen?“. Wir kommunizieren möglichst offen und geben Tipps, basierend auf unseren Erfahrungen. Doch genau bei solchen Anfragen ist es wichtig, zu sensibilisieren, dass Fischen und schneller Fangerfolg im Widerspruch stehen. Es ist sowas von zentral, dass aufgezeigt wird, dass erfolgreiches Fischen sehr viel mit Geduld, Beobachtung, Gerät- und Gewässerkenntnisse zu tun hat. Und das braucht Zeit. Jedes Gewässer, jede Fischart, jede Jahreszeit ist anders und bedarf zwingend einer intensiven Auseinandersetzung mit der Natur. Das beste Gewässer und die teuerste Ausrüstung bringen nichts, wenn man sich diesen Tatsachen nicht bewusst annimmt. Ein guter Fischer setzt sich permanent mit der Natur auseinander.

Okay, zurück zu den Projekten. Das war jetzt ein Projekt, die Überarbeitung der Vereinshomepage. Kannst Du noch weitere Projekte nennen?

Aufgrund der pandemiebedingten Teilabsage des Vereinsprogramms haben wir uns auf Umsetzbares konzentriert. Dazu zählt auch ein neues Projekt im Pachtgewässer. Weitere Projekte haben 2020 nicht stattgefunden bzw haben wir abgesagt. Deswegen wurden die Vereinsfinanzen stark strapaziert. Und das nicht nur bei uns im Verein. Hier ist jetzt speziell der Kantonalverband BKFV gefordert. Er verfügt über die neu geschaffene „Hegekasse“. Aus dem Hegebeitrag sollen alle organisierten Fischereivereine für ihre Tätigkeiten finanziell entschädigt werden.

Hegebeitrag ist ein gutes Stichwort. Inwiefern können Fischereivereine davon profitieren?

Im Kanton Bern ist es so: Die Grundidee der diesjährigen Einführung des Hegebeitrages ist es, möglichst viele Fischer dazu zu bewegen, einem organisierten Fischereiverein beizutreten und so zu Hege- und Pflege beizutragen. Organisiert heisst, der Fischereiverein ist an den Dachverbänden, Bernisch Kantonaler Fischerei-Verband BKFV und dem Schweizerischen Fischereiverband SFV-FSP, angeschlossen. Mitglieder von organisierten Fischereivereinen sind vom Hegebeitrag befreit. Alle anderen Sportfischer bezahlen einen Hegebeitrag in Form von zusätzlichen Patentgebühren. Siebzig Prozent der Einnahmen werden an Fischereivereine ausgeschüttet, welche Hegearbeit leisten.

Welche Leistungen sind beitragsberechtigt?

Es werden Bewirtschaftungs- und Hegemassnahmen, freiwillige Fischereiaufsicht, Durchführung von Fischereigrundkursen und Fischerei-Weiterbildungskursen und Öffentlichkeitsarbeit berücksichtigt. Bei der Gestaltung rund um den Hegebeitrag konnten die aktiven Fischereivereine aktiv mitreden – diese Einbeziehung der angeschlossenen Vereine wird sehr geschätzt und zeugt von einer guten Zusammenarbeit auf allen Stufen der Fischerei im Kanton.

Das klingt jetzt so, als gibt es genug Themen, an denen weitergemacht werden kann. Was ist für die Zukunft angesagt?

Richtig, es gibt fast unbeschränkt spannende Projekte, welche Fischereivereine angehen und umsetzen können. Und die wertvolle Unterstützung vom Partnervereinen, BKFV und SFV-FSP ist absolut vorhanden. Ich bin grosser Fan von der Aussage: „Fischer sind nicht nur Nutzer, sondern auch Schützer“. Das Vereinsprogramm wird darum nicht nur aufs Behändigen von Fischen ausgelegt sein, sondern weiterhin hegende- und pflegende Tätigkeiten beinhalten. Bestimmt werden weiterhin Lebensraumaufwertungen, also Revitalisierungsmassnahmen, zu unseren Tätigkeiten gehören. Wir erhalten die Möglichkeit, bei einem kleinen verbauten Bach einen Gewässerabschnitt umzugestalten. Hierfür sind wir im Kontakt mit dem Fischereiinspektorat, dem lokalen Fischereiaufseher und der lokalen Schwellenkooperation. Grundlage dafür bietet das Handbuch „Fischer schaffen Lebensraum“.

Sind Projekte wie das „Eglibaumprojekt Thunersee“ bereits jetzt im Gange?

Ja, auch am Monitoring unseres Pachtgewässers wird gearbeitet. Es geht darum zu belegen, dass Besatzmassnahmen in gewissen Fliessgewässern keinen Mehrwert bringen bzw sogar kontraproduktiv sind. Die Arbeiten werden über die gesamte Pachtperiode andauern und über mehrere Jahre schriftlich dokumentiert.

Das hört sich alles ganz nach Friede, Freude Eierkuchen an. Aber sind wir mal ehrlich, es gibt immer Stolpersteine. Auch wenn Du vielleicht nicht gerne darüber sprichst, was kann besser laufen?

Ich wünsche mir eine grössere Teilnahme der Kolleginnen und Kollegen am Vereinsprogramm oder generell von Fischern am Vereinsleben ihres lokalen Fischereivereins. Bei den allermeisten Vereinen sind es oftmals dieselben Mitglieder, welche jedes Mal dabei sind. Andere wenig bis gar nicht. Alle versuchen Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Und dann kommt das zeitintensive Hobby noch oben drauf. Wir vom Vorstand sind besorgt, ein abwechslungsreiches und nicht überladenes Jahresprogramm zu gestalten. Und dieses Jahresprogramm ist die Grundlage der Stimmung im Verein und schliesslich entscheidend für das mittel- bis langfristige Bestehen eines jeden Vereins. Mein Ziel ist es, dass sich jedes Vereinsmitglied viermal pro Jahr an einem Vereinsanlass zeigt und mitmacht. Egal ob Revitalisierungen, Ausbildung oder an Gewässerputztagen – einfach am Vereinsleben regelmässig teilnehmen, die Freude und Begeisterung an Dritte weitergeben und zur Daseinsberechtigung des Vereins beitragen.

Was kannst Du unternehmen, dass vermehrt am Vereinsleben teilgenommen wird?

Klar ist im Rahmen der Freiwilligenarbeit natürlich nicht realistisch, dass ein Monsterprogramm durchgeführt wird. Über die Teilnahme und seinen Beitrag entscheidet jedes Mitglied selbständig. Das soll auch so bleiben. In verschiedenen Vereinen, unabhängig von ihren Tätigkeiten, mache ich identische Feststellungen – und auch in meinem Umfeld. Junge Menschen haben oftmals immer mehr neue zusätzliche Hobbies, schaffen sich dies und das an. Das Resultat ist dann zwangsläufig zum Scheitern verurteilt: Unnötiger Stress, wenig Zeit, knappe finanzielle Mittel. Schlussendlich ist es die Freundschaft die darunter leidet. Hoffnung besteht darin, dass die aktuelle besondere Lage mit COVID-19 die Leute darauf aufmerksam macht was für ein Wohlstand wir tagtäglich erleben dürfen. Vielleicht bringt es einige dazu, sich diesen Gedanken vor Augen zu führen und sich zu sagen: „Ich beschränke mich auf das Wesentliche und dafür mache ich das mit Herzblut, Nachhaltigkeit und Regelmässigkeit“.

Was ist wichtig für die Zukunft?

Ich denke gut informiert zu bleiben und sich mit der Thematik Über- und Unterwasser auseinandersetzen, das Hobby pflegen und mit Leidenschaft dabei sein. Ich weiss nicht wieviel Zeit unsere Vereinsmitglieder auch dieses Jahr wieder am, auf oder im Gewässer verbracht haben – aber es waren bestimmt wieder mehrere tausend Stunden – und das ohne Fischerlatein! Während dieser Zeit sind wir Fischer permanent am Beobachten, lesen das Gewässer, stellen Veränderungen im Fischbestand und Verhalten der Fische fest. Das Wissen wird im Vereinsvorstand konsolidiert und an Veranstaltungen der Dachorganisationen thematisiert. Genau deshalb sind organisierte Fischereivereine von grosser Bedeutung.

Und zu guter Letzt: Wenn Du Dir aussuchen kannst, wofür Highland Fishing steht, was ist das?

Highland Fishing steht für Kameradschaft und für einen Beitrag zu einem gesunden Fischbestand im Berner Oberland – wie es seit der Gründung von Highland Fishing in den Vereinsstatuten verankert ist. Darauf sind wir stolz, daran wollen wir festhalten. Ich freue mich auf das, was die Zukunft bringt. Für mich sind Fischen und die damit verbundenen Vereinstätigkeiten eine geniale Freizeitbeschäftigung für uns Menschen und die Natur – also ein gewaltiger Mehrwert in unserem Leben.

Vielen Dank für die Ausführungen & Gedanken. Weiterhin Petri Heil und alles Gute! sealed