Noch vor wenigen Jahrzehnten wurde der Sportfischer in der Bevölkerung als Nichtstuer und das Fischen als langweilig hingestellt. Damals ahnte man nicht, welch grossen Gewinn jeder Fischer von seinem Aufenthalt am Gewässer mit nach Hause bringt und wie wichtig jeder Fischer fürs Gesamtsystem ist. Die Anschauung und somit die öffentliche Meinung hat sich grundlegend geändert: Sportfischer dürfen heute und in Zukunft nicht mehr nur auf den Fangertrag aus sein, sondern sollten darüber hinaus in allen verschiedenen soziologischen Schichten für die Allgemeinheit eine Aufgabe am und um das gesunde Wasser erfüllen. Die Fischer von Highland Fishing sind super Botschafter und Brückenbauer zur Bevölkerung und zu Partnervereinen geworden, wo viele selber auch Mitglied sind. Highland Fishing ist mehr als ein Fischereiverein. Der Verein ist Sinnbild des modernen Sportfischers. Alle Vereinsmitglieder von Highland Fishing leisten auf diese Weise einen wichtigen Beitrag im Sinne der nachhaltigen Fischerei. Sie haben persönlich bereits viel Engagement gezeigt, um in diesem Verein zu sein. Hier sind einige Ausführungen und Gedanken zum abgelaufenen Vereinsjahr, welche durch Daniel Ducret, dem Präsidenten von Highland Fishing gemacht werden.

 

Wie war das Vereinsjahr 2018?

Wiederum stellten wir fest, dass Wasser nicht allein Lebensvoraussetzung und Lebensraum für Fische ist. Die Anziehungskraft des Wassers in unseren Seen und Fliessgewässern packt und fesselt uns, stärker als es bei anderen Menschen im Unterbewusstsein der Fall ist. Wind, Wellen und Kälte – Sonne, Wasser und Wärme: Davon war alles dabei. Und alles durften wir hier im Berner Oberland an, auf und in unseren Gewässern erleben – immer wieder und zu jeder Jahreszeit. Hier verbrachten wir auch dieses Jahr unzählige Stunden – Stunden der Erholung, der Freude, des Wartens und vor allem Stunden zum Nachdenken. Fischen als Zeitvertreib und Erholung, als Gegenpol zu den privaten und beruflichen Anforderungen im täglichen Existenzkampf. Und trotz der grossen Trockenheit war es ein Vereinsjahr vieler schöner Momente unter Fischergenossen.

 

Welche Aufgaben hatte der Verein zu erfüllen und was waren die Schwergewichte?

An Infoveranstaltungen (Tag der offenen Türen AAREWerke Energie Thun AG und Thuner Tag der Fischerei) haben wir schwergewichtig die Tätigkeiten in unserem Verein und die der Partnervereine erläutert – also Aufklärung betrieben. Ein anderes Ziel war es, aussagekräftige Erfolgskontrollen zum Eglibaumprojekt Thunersee durchzuführen.

 

Welche Herausforderungen brachten diese Tätigkeiten?

Eine der schönsten, aber auch herausforderndsten Aufgaben ist die Personalführung. So, dass immer die richtigen Leute zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit den richten Mitteln eingesetzt werden. Dank des Mitdenkens und der Unterstützung sämtlicher Beteiligten, ist uns das durchaus gut gelungen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass wir Fischer uns in einer Komfortzone befinden – was gefährlich werden kann.

 

Besteht Grund zur Sorge?

Die unzähligen Ausweichmöglichkeiten zum Fischen vermitteln oft einen falschen Eindruck. So können wir jederzeit in verschieden Bergseen mehr als genügend Fische fangen. Auch die Alternativen im Ausland werden immer attraktiver, Flüge billiger, Transportwege kürzer und komfortabler.  Überall können wir heute unserem Hobby nachgehen  – dabei vergessen wir oft, was direkt vor unseren Haustüren in den einheimischen Gewässern abgeht. Wir müssen uns aus der Komfortzone heraus bewegen und aktiv werden – alle. Am besten mit vereinten Kräften. So erreichen wir bekanntlich mehr als ein Einzelkämpfer.

 

Das 2018 ist das 4. Vereinsjahr seit der Gründung. Welche Unterschiede kannst Du zwischen der Gründung im 2014 und jetzt feststellen?

Der Verein hat sich vor allem im Bereich Zusammenarbeit weiterentwickelt, das Netzwerk gefestigt und ausgebaut. Wir haben aus gemachten Erfahrungen die Lehren gezogen – beispielsweise bei den Arbeiten mit Partnervereinen und Behörden. Es gibt nach wie vor viel zu tun, weil es immer noch viele unorganisierte Fischer gibt. Ein einzelner Fischer ist meistens nicht in der Lage, allein die vielseitigen Aufgaben und Verpflichtungen zu meistern. Das Wesentlichste, also die notwendige Voraussetzung für Fischer, ist das Wasser. Ich mache ein Beispiel: Wir alle wissen, dass Wasser für alle Organismen, für alle niederen und höheren Lebewesen das unentbehrliche und durch nichts ersetzbare Gut ist. Wasser ist die Grundlage, die Vorbedingung von allem Leben auf der Erde. Ohne den natürlichen Wasserkreislauf kann kein Leben existieren. Wird er gestört oder gehindert, unterbrochen oder umgeleitet, dann treten früher oder später gravierende Folgeerscheinungen ein. Die Konsequenzen zeigen sich in Form von Austrocknungen, Überschwemmungen und Erdrutschen. Im Grunde genommen kennen wir Menschen alle solche Szenarien. Und deshalb sollten wir die höchste Achtung und Wertschätzung für das Element Wasser aufbringen, wie wir es für unsere Familien und engsten Freunde tun.

 

Bis jeder Fischer den Sinn in der Mitgliedschaft in einem organisierten Fischereiverein sieht und somit den Einsatz und die Unterstützung für natürliche Gewässer sicherstellt ist noch ein langer Weg. Es ist ein schwieriges Unterfangen bis überall für die Zurückgewinnung der unverfälschten Natur sich sichtbare Erfolge abzeichnen werden. Zuviel ist in dieser Beziehung zerstört worden. Aber es besteht Hoffnung. Ein Licht am Ende des Tunnels, dass Fischer unter willensstarker Führung und mit Unterstützung von verschiedenen Ebenen unermüdlich dafür sorgen, dass unsere Gewässer wieder geeignete Lebensräume aufweisen und diese dann auch immer behalten werden. Aus heutiger Sicht sind wir zuversichtlich. Mit der Einführung des Hegebeitrages im Jahre 2020 geht das Ganze in die richtige Richtung. Dabei zählen wir voll auf die Arbeit, welche von den Dachverbänden geleistet wird. Die Pachtvereinigungen und der Kantonalverband sind in der Pflicht die angeschlossenen Vereine zu führen und sie in ihren Tätigkeiten gewinnbringend zu unterstützen!

 

Das Fischereiinspektorat des Kantons Bern hat die Fischfangstatistik der letzten 25 Jahre herausgegeben. Was sind die Kernaussagen?

Nicht erstaunlich bzw. nichts Neues ist der Rückgang der Fischbestände bzw. Fangerträge. Während die Fangerträge in den grossen Seen relativ konstant sind, in den Bergseen wegen des hohen Besatzes viel gefangen wird, sind v.a. die Bestände in den Fliessgewässern alarmierend tief. Die Hauptgründe sind vermutlich eine Mischung aus Wanderhindernissen, Schwall-Sunk, ungenügendem Restwasser, ein Überbestand an fischfressenden Vögeln, dazu fehlender Geschiebehaushalt und ganz bestimmt fehlender naturnaher Lebensraum für Fische. Stark betroffen sind Äsche, Bach- und Seeforellen.

 

Kann ein einzelner und kleiner Verein wie Highland Fishing zu einem gesunden Fischbestand beitragen?

Wir können uns, zusammen mit Partnervereinen und gleichgesinnten Organisationen, in verschiedenen Bereichen erfolgreich einsetzen. So ist es unsere Aufgabe, der breiten Bevölkerung die Problematik unter Wasser aufzuzeigen – also zu sensibilisieren. Das kann mittels Berichterstattung auf unserer Homepage sein oder mittels Miteinbezug von Medien bei laufenden Projekten. Eine grosse Wichtigkeit gilt dem Ansatz „Mitenand“. Es müssen vermehrt Gruppen mit dem gleichen Ziel gebildet werden, welche auch in der Politik mehr Gewicht erhalten. Das ist der richtige Weg. Immerhin: im ganzen Kanton Bern nennen sich 15‘000 (!) Frauen und Männer Fischer. Da ist Potential vorhanden! Auch ist es uns ein Anliegen, dass wir Fischer uns am, im und auf dem Gewässer korrekt verhalten – gegenüber Fisch und Natur. Denken wir auch daran, dass ohne noch grösseren Einsatz im Bereich Gewässerrevitalisierungen und Renaturierungen einige einheimische Fischarten verschwinden werden – für immer! Vereine, Pachtvereinigungen, Dachverbände und kantonale Ämter müssen sich vermehrt austauschen, enger zusammenarbeiten und gemeinsame Lösungswege finden – auch mit Organisationen, welche nicht nur die gleiche Meinung mit uns teilen. Wenn uns das nicht gelingt, dann stehen wir schon bald vor leeren Gewässern. Der Naturcharakter vieler Fliessgewässer wurde oft aus wirtschaftlichen Gründen durch Kanalisierung, Verbauungen, Regulierung oder Begradigungen grundlegend verändert – und das einzig unter der Zweckbestimmung rein wirtschaftlicher Vorteile. Es bedarf grosser Anstrengungen nicht allein von uns Fischern, sondern auch von der Allgemeinheit, durch Hege und Pflege, durch das Verstehen der Natur und deren Zusammenhänge.

 

Wie wird der Verein in der Region wahrgenommen?

Unser Engagement wird regional wahrgenommen. Und das ist auch wichtig. „Tue Gutes und berichte drüber“. Nur so können wir andere Fischer dazu bewegen, das Gleiche zu tun. Wenn alle am gleichen Strick ziehen, haben wir bessere Chancen, unseren Willen im Sinne der Natur durchzusetzen. Auch dank der Zusammenarbeit mit Partnervereinen und Organisationen konnte einiges bewirkt werden, wenn auch zwischendurch verschiedene Meinungen für rege Diskussionen sorgen. Doch oftmals kommt man nur darum einen Schritt weiter.

 

Was zeichnet Highland Fishing aus?

Alle machen mit – das freut mich sehr. Jedes Mitglied macht das Mögliche – angepasst an seine Interessen, Fähigkeiten und der zur Verfügung stehenden Zeit. Wir alle haben Phasen im Leben, wo unser Hobby eine untergeordnete Rolle spielt. Das ist ganz normal. Mit dem Interesse und der offenen Art gegenüber Dritten haben wir einen sehr guten Draht zu anderen Organisationen und zu den verschiedenen Stellen der Fischerei auf verschiedenen Stufen. Dies wiederum ermöglicht einen einfachen Zugang zu weiteren Kontakten und schafft ein Vertrauensverhältnis und somit eine gute Basis für Austausch und Zusammenarbeit. Immer wieder beeindrucken mich der Einsatz, das Herzblut und die Flexibilität der einzelnen Vereinskollegen. Die Freude am Fischen überträgt sich auf die Stimmung im Verein und so entstehen nicht nur beim Fischen unzählige schöne Momente. Dank des Vereinsbestehens sind frühere Freundschaften erneuert worden und auch neue Freundschaften entstanden. Mich erfüllt diese Entwicklung mit Genugtuung.

 

Was war das prägendste Erlebnis im vergangenen Vereinsjahr?

Da gibt es einige. Jedoch möchte ich deren zwei hervorheben: Einerseits erreichte uns eine sehr traurige Nachricht. Ein langjähriger, guter Freund und Fischerkamerad hat uns im jungen Alter von 26 Jahren bereits für immer verlassen müssen. Er hat bei uns den SaNa-Kurs absolviert und war regelmässig mit uns am Gewässer unterwegs. Wie wichtig ihm das Fischen war, zeigt das Bild der Danksagung: Unser Freund mit einem Hecht vom Thunersee. Danke für die schönen gemeinsamen Momente – wir denken oft an Dich!

 

Auf der anderen Seite haben wir auch viel Positives erleben dürfen. Besonders herauszuheben sind die Erfolgskontrollen vom Eglibaumprojekt von diesem Jahr. Nach zwei Tauchgängen ohne Eglilaich, haben wir Mitte Mai endlich und zum ersten Mal an unseren Weihnachtsbäumen im Thunersee (ohne Pilotbäume) Laichbänder von Eglilalich entdeckt – und was für eine Menge! Praktisch jede Baumgruppe war mit Eglilaich geschmückt. Das war eine riesige Erleichterung für alle Beteiligten. Und es motiviert zum Weitermachen.

 

Was nimmst Du aus dem abgelaufenen Vereinsjahr mit in die Zukunft?

Zentral ist die sorgfältige Planung des Vereinsprogramms – ohne ansprechende Aktivitäten läuft in einem Verein nichts. Jedoch ist auch in einem Fischereiverein der Mensch das höchste Gut. Und es hängt von der Stimmung im Verein ab, ob wir etwas bewegen oder eben nicht. Weiter müssen wir uns für die Region, für die Gewässer und deren Fische interessieren. Erst dann versteht man ansatzweise, warum gewisse Dinge so sind, wie sie sind. Die Problematik ist oft sehr viel komplexer als es aus der Ferne scheint. Nur wenn wir vor Ort sind, also jedes einzelne Vereinsmitglied regelmässig fischen geht, können wir uns ein richtiges Bild machen. Ich erwarte, dass bei Highland Fishing alle regelmässig fischen gehen. Schlussendlich sollen die Vereinstätigkeiten und zukünftige Projekte aus Erfahrungen am Wasser entstehen und dort ansetzen, wo Handlungsbedarf besteht. Als neue und nicht minder wichtige Aufgabe gilt es, möglichst viele naturentfremdete Menschen die aber uns gegenüber gut gesinnt sind, ans Wasser und zum waidgerechten Fischen mit allen seinen Schönheiten und Wirkungen liebevoll zu führen. Das kann unter Fischerkameraden sein, als Ferienfischer oder einfach als Gast mit dem Gastpatent im Rahmen der Freizeitgestaltung. Das klingt zwar zunächst erschreckend. Wir wollen schliesslich auch die Ruhe haben und eigene Fangmethoden und Fangplätze nicht einfach so Preis geben. Nun wird aber diese Mitwirkung der Sportfischerei nicht zu einem Massenstrom führen, so dass wir Fischer in Bedrängnis geraten. Denn nur wo die Persönlichkeit jedes einzelnen Vereinsmitglieds in seiner Eigenart zur Entfaltung kommt, kann die Wichtigkeit von Fischern in der Gesellschaft dargelegt werden und die Schönheit der Natur mit allen Vorzügen vermittelt werden. Wir Fischer sind sehr gute Naturbeobachter, kennen Fische und ihre Lebensweisen, gesetzliche Grundlagen wie Schutz- und Schonbestimmungen, Fangmethoden, Mindestmasse, Fischfeinde und Fischschädlinge. Wir wissen wie bei einer Gewässerverunreinigung korrekt reagiert wird und welches die Erstmassnahmen bei einem Fischsterben sind. All das sind wichtige Tätigkeiten eines richtigen Fischers!

 

Wie geht es weiter?

Das Schwergewicht legen wir auf die Fertigstellung des Vereinsfilms zum 5-jährigen Jubiläum und der Aktualisierung des Internetauftritts. Parallel dazu machen wir uns Gedanken, welches Hauptprojekt das bis ins 2021 laufende Eglibaumprojekt Thunersee ablösen wird – also über die Erhebung zukünftiger Projekte. Weiterhin werden wir uns für natürliche Gewässer (Renaturierungen und Revitalisierungen) einsetzen. Denn natürliche Gewässer sind ein entscheidender Faktor für langfristig ansprechende Fischbestände. Und gemäss unseren Statuten existiert unser Verein aus diesem Grund: „Das Hauptziel von Highland Fishing ist der Erhalt des Fischbestandes im Berner Oberland, damit auch nächste Generationen den Fischen nachstellen können“.  Es sind die Taten, die einen Verein ausmachen. Wir treten den Tatbeweis an – wir tun es!