Ein kleines Land mit grossen Banken, vielen Käsesorten, teuren Uhren und ein paar hohen Bergen, jedoch OHNE Rohstoffe – so wird die Schweiz von der Allgemeinheit wahrgenommen. Tatsächlich verfügt das Land über ein überlebenswichtiges Gut, welches bereits unsere Vorfahren aufgrund unserer geografischen Lage seit eh und je gewinnbringend einzusetzen verstanden: das WASSER. Dieser Rohstoff findet sich hierzulande im Überfluss. Mehr als 1500 Seen, ein Netz von 65‘000 Kilometern Fliessgewässer sowie zahlreichen Gletscher zeugen vom Wasserreichtum der Eidgenossenschaft. Die Schweiz ist ein gewaltiger Wasserspeicher.

Es gibt viele Gelegenheiten um auf eine erfolgreiche Wassernutzung zurückzublicken und um stolz zu sein wie dieses Gut sinnvoll genutzt wurde und immer noch genutzt wird. Genauso wichtig, aber nicht ganz so einfach, ist der Blick nach vorne. Wie geht es unseren Gewässern in 10, 20 oder 50 Jahren? Als junger Fischer habe ich da einen etwas anderen Zeithorizont als viele meiner älteren Kollegen aus den befreundeten Fischereivereinen. Nach heutiger Gesetzgebung werde ich im Jahr 2053 pensioniert und voraussichtlich von alldem betroffen sein, was heute gemacht wird oder eben nicht gemacht wird – sowohl als Bürger, wie auch als Fischer. Schliesslich will ich auch dann saubere Gewässer und einen intakten Fischbestand vorfinden dürfen.

Als „Wasserschloss Europas“ und Ursprungsgebiet von vielen wichtigen Flüssen, wie der Rhein, die Rohne, der Tessin (Po) und der Inn (Donau), tragen wir Schweizer eine grosse Verantwortung. Und eines ist klar: Welche Entscheidungen wir im Bereich Gewässerschutz, Gewässernutzung, Lebensraumgestaltung der Gewässer und Arterhaltung von Fischen treffen, hat direkt oder indirekt, früher oder später, Einfluss auf uns und unsere Mitmenschen in den benachbarten Ländern.

Fast täglich kreuzen wir einen Fluss, blicken auf einen See oder spazieren einem Bach entlang – nur wenige kennen jedoch die einheimischen Fische, wie sie sich fortpflanzen und welche Lebensräume sie benötigen. Dazu kommt, dass wir Schweizer 90% des Fischbedarfs importieren – und wir sind das gewässerreichste Land Europas?

Das sind nur wenige Beispiele und man kann sich jetzt fragen, wo denn das Problem liegt, schliesslich muss ich ja keine Fischkenntnisse haben um einen Fisch zu verspeisen, solange ich beim Grossverteiler ein Forellenfilet kaufen kann. Der Konsument muss nichts von Fischerei verstehen, solange sich die Grossisten um die Produktion seines Essens kümmern. Eigentlich funktioniert dieses Prinzip der Aufgabenteilung ja ganz gut und es hat auch massgeblich zu unserem Wohlstand beigetragen. Jedoch ist es ein ökologischer Blödsinn, unsere Lebensmittel, und dazu zähle ich auch den Fisch, aus aller Welt zu beziehen. Schliesslich haben wir gute Voraussetzungen grosse Teile dieser Ware im eigenen Land und mit kurzen Transportwegen zu generieren – eigentlich!

Ich bin der Meinung, dass den Leuten wieder vermehrt bewusst gemacht werden muss, welche Bedeutung Wasser hat. Ich will mich hierfür und innerhalb meiner Möglichkeiten nützlich einsetzen!

Daniel Ducret, Präsident Highland Fishing